Ziel des Finanzierungskonzeptes der Gesellschafter des FMO war es 2014, den Flughafen nach Abbau der fast 85 Mio. aufgelaufenen Schulden auf eigenständig profitable Füße zu stellen. Die Insolvenzen der Airlines OLT, Air Berlin und Germania, die den FMO direkt betreffen, machen sehr deutlich, dass die Konzentrationswelle im Luftverkehr und der damit verbundene Preiskampf um immer günstigere Flugangebote desaströs ist. Immer weniger riesige Airlines haben auch eine immer größere Marktmacht und das macht sich nicht nur in der persönlichen Betroffenheit des Arbeitsplatzverlustes der vielen Germania-Mitarbeiter bemerkbar. Für den FMO und seine Arbeitnehmer scheint eine Alternative zum Ersatz der Germania Flüge aktuell nicht in Sicht. Der Trend zu immer weniger, immer größeren Airlines und somit zu immer niedrigeren Preisen für Flughafennutzung und immer größere Ausfallrisiken für die Flughafenbetreiber wird fortschreiten. Insofern wird das Risiko eines Totalausfalls der öffentlichen Investitionen fortlaufend größer. Diese Erkenntnis zwingt uns dazu mit den Gesellschaftern neben einer Lösung zum Weiterbetrieb prioritär auch nach alternativen und zukunftsgewandten Nutzungskonzepten zu suchen. Hier ist nun innovatives, unternehmerisches Handeln gefragt.
Es stellt sich also zwingend die Frage nach dem weiteren Verfahren. Es muss jetzt zunächst ehrlich und solide der Nutzen und die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens bewertet werden. Anschließend ist es die Aufgabe der Gesellschafter einen ergebnisoffenen Prozess anzustoßen, der die Zukunft des Areals plant. Dabei müssen auch Überlegungen zu alternativen Treibstoffen und Antrieben mitgedacht werden. Langfristig muss die Bundesrepublik im gesamten Mobilitätsbereich in Forschung investieren und Anreize in der Wirtschaft schaffen. Hier ist es längst an der Zeit nachzubessern.
Ich halte es für unerlässlich den Reisenden unserer Region ein nutzerfreundliches, funktionierendes Nah- und Fernreiseangebot zur Verfügung zu stellen. Da hat auch die Bahn großes Potential, die innerdeutschen Flüge für Dienstreisen zu kompensieren. Dafür muss die Bahn jedoch an Komfort und Zuverlässigkeit stark verbessert werden, bevor sie den modernen Anforderungen gerecht werden kann. Wenn der Arbeitsweg zum Arbeiten genutzt werden kann, weil Internet, Stromanschluss und Tische in Bahnen, sowie Zuverlässigkeit und gute Taktung die Regel sind, wird die Ablösung der Inlandsflüge, die beim FMO bislang immerhin ca. 35 % betragen, durch Bahnreisen ein Selbstläufer sein.
Wichtig ist, dass nach einem Analyseprozess zur Bedeutung und Wirtschaftlichkeit des FMO die langfristige öffentliche Subventionierung des Flughafens nicht weiter in einer Art Salamitaktik ausgeweitet wird. Für diesen Fall muss der Landkreis jetzt ankündigen seine rund 5 % Anteile zukünftig zu veräußern. Für ca. 850 T€ Finanzierungshilfe FMO pro Jahr, gibt es wirtschaftswichtigere Investitionen, wie z.B. in den öffentlichen Nahverkehr, Bildung, Gesundheit und Stärkung unserer Gemeinden.
Sollte man nach dem ergebnisoffenen Analyseprozess feststellen, dass die Abwicklung des FMO der richtige Schritt ist, muss auch dieser Prozess mit allen Beteiligten Akteuren in einem fachlichen Dialog gestaltet werden. Es ist wichtig viele mögliche Optionen zu sammeln und abzuwägen. Ein Infrastrukturobjekt wie einen Flughafen als „Ankerinvestition“ an chinesische Investoren zu veräußern halte ich dabei für eine in keiner Weise empfehlenswerte Variante und für ideenlos. Ist China jetzt unsere infrastrukturelle Badbank? Es ist generell nicht klug sich verfrüht auf einige wenige Möglichkeiten der Folgenutzung zu versteifen. Neue Technologien, neue Anforderungen ergeben mit Sicherheit sehr interessante neue Modelle, an die aktuell noch niemand gedacht hat. Ein Test- und Entwicklungsgelände für autonome Mobilität und moderne alternative Antriebe auch für den Flugverkehr, möglicherweise kombiniert mit der bedarfsgerechten Nutzung durch private oder Charterflugzeuge, ist nur eine von vielen zu prüfenden Ideen nach solider Analyse der aktuellen Lage durch alle Beteiligten, ebenso wie ein Rückbau, oder ein Frachtumschlagplatz der Deutschen Bahn. Es ist Zeit unsere Region als Innovationsstandort nachhaltig zu stärken und den Infrastrukturausverkauf zu stoppen. Hier stehen wir vor großen System-Veränderungen, für die Schnellschüsse fatal sind, die aber speziell in diesem Fall ehrlich und offen durchdacht auch eine große Chance für die Gesellschafter, also die Kommunen und ihre Menschen sein können.
Als Landrätin des Landkreises Osnabrück werde ich die oben genannten offenen Prozesse anstoßen und gemeinsam mit den Oberbürgermeister*innen und Landrät*innen der Gesellschafter auch über zukünftige Nutzungsoptionen beraten, um sich gegebenenfalls gemeinsam Gehör z.B. bei den Vorständen großer Mobilitäts- und Energieunternehmen zu verschaffen und innovative zukunftsfähige Nutzungs-Optionen voran zu treiben. Bevor ich dabei nach den Chinesen rufen würde, hätte ich u.a. den viel näherliegenden Termin bei einem Vorstandsmitglied von VW in Abstimmung mit den Gesellschaftern und unserem Ministerpräsidenten.