Anna Kebschull zu Gast bei der IG Metall
Osnabrück – „Gute Arbeit“ muss auch die Situation abhängig Beschäftigter im Osnabrücker Land kennzeichnen. Darüber bestand Einigkeit im Gespräch der Landratskandidatin der Grünen, Anna Kebschull, mit dem 1. Bevollmächtigten der Gewerkschaft IG Metall Osnabrück, Stephan Soldanski, der über 16.300 Mitglieder in der Region vertritt.
Insbesondere im Bereich von Leih- und Zeitarbeit sei auch im Landkreis Osnabrück die Situation der Beschäftigten eher von Ausbeutung und Angst gekennzeichnet, stellte Soldanski fest. Einheitliche Tarife würden verweigert, betroffen seien vor allem Frauen und Menschen aus Osteuropa, insbesondere in der Fleisch- und Dienstleistungswirtschaft. Prekär statt fair sei trotz Demographie und Facharbeitermangel immer noch in vielen Betrieben die Losung..
Ängste in den Betrieben der Automobil- und deren Zulieferindustrie gebe es hinsichtlich des Wegfalls von Arbeitsplätzen bei der Umstellung der Verbrennungstechnik auf Elektromotoren oder andere alternative Antriebe, berichtete Soldanski. Unmut gebe es, wenn widersprüchliche Fahrverbote verhängt und umweltschädliche Autos nicht verschrottet würden, sondern deren Export in andere Länder zugelassen werde.
„Die Politik hat zu lange auf dem Schoß der Automobilindustrie gesessen und die Schaffung von Rahmenbedingungen für Klimaschutz und Digitalisierung verschlafen“, kritisierte Kebschull. Bei der überfälligen Transformation gelte es, alle Beschäftigten mitzunehmen. Als Landrätin werde sie Druck beim Bund machen und die Ausschöpfung von Fördertöpfen für die Entwicklung alternativer Techniken mit den hiesigen Unternehmen unterstützen.
Übereinstimmend für erforderlich gehalten wurde ein neues auf Stadt und Landkreis abgestimmtes Mobilitätskonzept, das Verspätungsursachen und unnötige Verkehre beseitige. „Warum bekommen es die Stadtwerke nicht hin, dass einer der drei wegen der Umleitung an der Petersburg hintereinander stehenden Busse über das Industriegebiet Fledder fährt und dort Beschäftigte mit einbindet“, fragte Soldanski. Warum baut man einen Niedersachsenpark und bindet den öffentlichen Nahverkehr erst auf erheblichen Druck von außen mit ein? Und warum finde die Stadt Osnabrück keine Lösung gegen die Verstopfung von Straßen und verweigert sich bei der aktiven Einbeziehung des Verkehrsbündnisses aus Kammern, Verbänden und Wirtschaft?
Kebschull stimmte zu, dass es für junge Leute einfacher und verlässlicher werden müsse, vom Wohnort zum Arbeitsort in allen Teilen des Landkreises zu kommen. Für einen deutlich besseren ÖPNV müsse sich auch die Wirtschaftsförderung des Landkreises (WIGOS) gemeinsam mit der Osnabrücker WFO einsetzen.
„Damit junge Leute im Landkreis bleiben, muss Schluss sein mit den ewigen Befristungen“, forderte Soldanski. Um für Wohnen und Familiengründung Sicherheit zu bekommen, seien unbefristete, an den von den Gewerkschaften ausgehandelten Tarifen orientierten Verträge notwendig. Für eine solche Politik im Interesse der abhängig Beschäftigten wünschte Soldanski Kebschull Erfolg bei der Wahl am kommenden Sonntag.